Was lernt man da eigentlich konkret… im dualen Studium Gesundheitsmanagement?
Nicht immer weiß man so genau, was sich hinter dem Namen eines Studienganges verbirgt und ob sich die eigene Vorstellung tatsächlich mit den Inhalten eines Studiums deckt. Wir möchten Dir bei der Orientierung helfen. In diesem Artikel beleuchten wir den Studiengang Gesundheitsmanagement. Im Interview erzählt Dir unser Studiengangsleiter, Prof. Dr. Thomas Neunert, welche Inhalte Dich im dualen Studium Gesundheitsmanagement genau erwarten und welche beruflichen Türen Dir nach dem Abschluss offenstehen.
Prof. Dr. Neunert, Sie waren maßgeblich am Aufbau der ersten gesundheitsbezogenen Studiengänge an der IU beteiligt, so auch am dualen Studium Gesundheitsmanagement. Davor waren Sie einige Jahre in der Gesundheitsbranche tätig, wissen also genau, welchen Bedarf an Nachwuchskräften es in der Branche gibt. Auf welche Tätigkeiten bereitet das duale Studium Gesundheitsmanagement junge Menschen konkret vor?
Thomas Neunert: Nach dem Studium können Absolventen entweder Tätigkeiten in der Beratung oder aber in der Administration, also Verwaltung, von Unternehmen aufnehmen – zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Gesundheitsbehörden, Kur- und Fitnessbetrieben oder auch angrenzenden Bereichen wie Tiermedizin und Bestattungswesen. Dabei kümmern sie sich um die reibungslose Zusammenarbeit zwischen klinisch-therapeutischen Abteilungen und Verwaltungsabteilungen. Gesundheitsmanagement praktizieren heißt: Strategisches Management, Marketing und alles im Blick haben – Patienten, Personal, Prozeduren und Produkte. Man verwaltet aktive und passive Ressourcen, die die Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und die Prävention von Krankheiten betreffen und der Bevölkerungsgesundheit dienen. Man unterstützt Einrichtungen dabei, die richtigen Zukunftsentscheidungen zu treffen.
Wie sind die Berufsaussichten in der Branche?
Neunert: Fachkräfte, die sowohl die Qualität als auch die Wirtschaftlichkeit von Einrichtungen gut im Auge behalten, sind in der Gesundheitsbranche sehr gefragt. Nicht nur in Zeiten der COVID-19-Pandemie werden Experten im Gesundheitssystem benötigt, die sektorenübergreifend denken, unterschiedliche Berufsbilder kennen und evidenzbasierte Handlungsempfehlungen aussprechen können.
Wie kann man sich die Inhalte und den Alltag im dualen Studium Gesundheitsmanagement vorstellen?
Neunert: In den Vorlesungen kommen verschiedene Medien zum Einsatz, um die Theorieinhalte zu vermitteln – Texte, Präsentationen und Filme zum Beispiel. Anschließend werden die Inhalte diskutiert und gemeinsam durchleuchtet. Daneben werden Fragen und Problemstellungen direkt aus der Praxis in kleinen Studierendengruppen bearbeitet und schließlich präsentiert. Das Studium fördert die Fähigkeit, sich gesundheitsrelevantes Wissen anzueignen, dieses aus sozioökonomischer Perspektive zu betrachten und dann in die Managementpraxis zu übertragen. Inhalte, die auf Studierende zukommen, sind beispielsweise:
politisch-rechtliche Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens in Deutschland und im internationalen Vergleich
Verwaltungsstrukturen und –aufgaben
Heilkunde und Ethik
Qualitätsmanagement, Personal und Organisation
Vergütungsmodelle und Leistungsabrechnung in Medizin, Pflege und Rehabilitation
Vermarktungsstrategien und Digitalisierungstendenzen in Gesundheitsmarkt
Und welche Aufgaben erwarten die Studierenden dann beim Praxispartner?
Neunert: Je nach Praxisunternehmen sind die Tätigkeiten sehr unterschiedlich. Beispielsweise übernehmen Studierende Aufgaben in der Projektassistenz, führen Recherchen durch, pflegen Dokumente und Datensammlungen oder designen Werbe- und PR-Kampagnen. Diagnostik, Behandlung oder Pflege werden eher aus der (nahen) Distanz beobachtet. Es gibt Studierende, die in Längsschnittstudien eine bestimmte für ihre Einrichtung wichtige Fragestellung nachverfolgen, was dann abschließend in ihre Bachelorarbeit mündet.
Woran erkennen Bewerber, ob das Studium zu ihnen passt und ob sie den Herausforderungen gewachsen sind?
Neunert: Die bevorzugten Schulfächer in der Mittel- und Oberstufe sollten Politik, Wirtschaft bzw. Sozialwissenschaften sowie Biologie oder Ethik sein. Auch Grundkenntnisse in Mathematik schaden nicht. Wenn dazu ein berufliches Interesse für das Gesundheitswesen, dessen Einrichtungen, Akteure und Steuerungsweisen besteht, ist das eine gute Startvoraussetzung.
Was sind die größten Missverständnisse oder Fehlvorstellungen, die zum Thema Gesundheitsmanagement kursieren?
Neunert: Erstens: Das Studium Gesundheitsmanagement führt aus rechtlichen Gründen nicht in therapeutische oder diagnostische Tätigkeiten, als Ärztin oder Arzt beispielsweise. Zweitens: Leitungspositionen in Krankenhäusern, Heimen und Pflegediensten bedürfen ggf. weiterer Zusatzqualifikationen und Vorbedingungen. Drittens: Der Berufswunsch, direkt Menschen zu helfen, spräche eher für ein Studium der Pflege oder der Sozialen Arbeit.
Vielen Dank für das ausführliche Interview.